Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken
Worum geht es bei der Busball-Waldmeisterschaft? [zum Text]Es gibt da ja so Tage, da besucht einen der Chefredakteur des Blogs, für den man sowieso schon viel zu selten etwas schreibt (ja, Alex, damit bis du gemeint!), zum Kaffee, bringt ein wunderhübsches Buch mit und hinterlässt es einem dann auch noch. Zwecks Rezension. Natürlich sagt man zu, denn wie gesagt ist das Buch sehr hübsch und man fühlt sich ja auch berechtigterweise sowieso schon in der Schuld, mal wieder etwas zu liefern. Aber was dann? Ja klar, man liest das Buch, doch wie nur soll man »Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken« adäquat empfehlen? Und, vor allem, wem?
Insgesamt so sieben LeuteNun, zu Beginn natürlich allen, die den großartigen Max Goldt noch nicht ins Herz schließen konnten, denn wie jedes Buch des hocheloquenten, wortgewandten und sprachlich stets eleganten Meisters von Kolumnen, Glossen und artverwandter Kurzprosa ist auch dieses ein idealer Einstieg. Und ein überfälliger noch dazu, denn wenn man sich auch nur ein wenig für etwas intellektueller angehauchte Witze erwärmen kann, sollte man unbedingt wenigstens eines seiner Werke genossen haben.
Ein Barsch,
noch ein Barsch,
ein dritter Barsch,
der kleine Kaktus Nimmersatt,
der große Kaktus Nimmersatt,
der mittelgroße Kaktus Nimmersatt,
und ein vierter Barsch.
Also insgesamt so sieben Leute. [zum Text]
Wer Herrn Goldt hingegen schon kennt, der oder die dürfte schon wissen, was ihn oder sie erwartet: Ein buntes Sammelsurium aus dadaistischen Gedichten, hinreißenden Grotesken, bissigen Satiren und wundervoll spitzfindigen Beobachtungen nämlich. Nie wirklich ernst oder ernst zu nehmen zwar, aber in angenehmer Häufung doch mit reichlich Tiefsinn. Aufgrund der Kürze der Texte (selbst die langen Vertreter umfassen seltenst mehr als zwei Seiten) eignet sich das leicht überformatige Druckerzeugnis hervorragend als Bett- oder auch Klolektüre und kann nach erstmaligem Lesen auch noch super als z.B. Coffee Table Book herhalten, wenn man einen leichten Faible für angelsächsische Einrichtungstradition hat. Da machen die Gäste auch in Abwesenheit des Gastgebers keinen Unsinn und sind trotzdem garantiert gut unterhalten.
Einen Toast auf jemanden ausbringen [zum Text]Außerdem könnte man sich als mit chronisch unzureichend ausstaffierter Brieftasche versehener Freund bibliophiler Schmuckstücke für dieses Buch begeistern lassen, denn eigentlich ist »Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken« eine Faksimileausgabe von vier Büchern und einer kleinen Beilage, die Goldt in Zusammenarbeit mit dem Drucker Martin Z. Schröder in jeweils nur kleinen Auflagen produzierte. Da ist alles von Hand gesetzt und mit Liebe gedruckt - und wurde dann mit Akribie fotokopiert, sodass man nun neben einem hochgradig unterhaltsamen auch ein erfreulich erschwingliches Buch vor sich hat. Und die Texte sehen dabei nicht nur allesamt super aus, sie erwecken auch neues Verständnis für eine diese Tage fast schon bedrohte Kunstform.
Vorteil von Cola gegenüber Suppe [zum Text]
Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken
144 Seiten, € 25,00, gebunden
Rowohlt, ISBN 978-3871347924
Rowohlt, ISBN 978-3871347924
Rezensiert von Martin Katzorreck
Martin ist Psychologe und trotzdem ganz umgänglich. Wenn er nicht gerade im Kino sitzt, dann liest er – nach eigenem Ermessen aber immer viel zu selten. Er liebt Bücher, die ihn mit Sprachgewalt packen und in ungesehene Welten zerren. Gerne in Form eines Romans, doch auch Graphic Novels gegenüber ist er nicht abgeneigt. Auch wenn er sie häufig noch als „Comics“ bezeichnet.